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DUISBURG. Nach Kritik in sozialen Medien stellt sich die Frage: Welche Zukunft hat die Beecker Kirmes? Experten raten zu Dialog und mehr Identifikation.
Die Diskussionen um die Beecker Kirmes gehen weiter. Nach viel Kritik in sozialen Medien und rückläufigen Besucherzahlen fragt sich so mancher Duisburger – wie soll es mit der Kirmes in Zukunft weitergehen? Der Schaustellerbund gibt Tipps – und kritisiert den Veranstalter.
Während die Cranger Kirmes in Herne sowie die Rheinkirmes in Düsseldorf wie ein Magnet Besucher aus der gesamten Region anziehen, steht Duisburg vor Problemen: Innerhalb weniger Jahre hat der Rummel 100.000 Besucher verloren. „Das sind alles Schätzzahlen und pures Marketing“, sagt Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes (DSB). Den Zahlen der Vergangenheit könne man getrost keinen Glauben schenken.
Beecker Kirmes: Fehler der Vergangenheit
Und trotzdem wurden Fehler gemacht, so Ritter: „Eine Kirmes muss gepflegt werden.“ Dazu zähle zwingend der Dialog mit Bürgern, denn ohne Identifikation, kein Erfolg. „Die Identifikation ist der Beecker Kirmes abhanden gekommen“, kritisiert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes (DSB). „Es muss ein Wir-Gefühl geschaffen werden.“ Als Beispiel nennt der Profi die Cranger Kirmes: Dort gebe es unzählige Fanclubs und Herner würden sich sogar Kleinkredite nehmen, um auf der Kirmes Kette zu geben.
Ein Blick zur
Cranger Kirmes, auch wenn beide Rummel aufgrund ihres Einzugsgebietes und der Größe nur bedingt vergleichbar sind: „Die Identifikation mit der Kirmes ist hier sehr hoch“, sagt Jochen Schübel, Sprecher der
Cranger Kirmes. Für den Rummel wird extra Urlaub genommen, so Schübel. „Es gibt Nachbarschaftsfeste“, wo gemeinsam – und nicht nur unter Bekannten – gefeiert wird. „Es werden für alle die Hinterhöfe geöffnet.“
Kirmes im Wandel der Zeit
Das Konzept Kirmes hat sich aber grundlegend geändert und damit haben vor allem die kleineren Veranstaltungen zu kämpfen: „Die Kirmes ist nur noch ein Mosaikstein des riesigen Freizeitangebotes der Region“, sagt Ritter. Das Alleinstellungsmerkmal – Fahrgeschäfte, Leckerein und ein nettes Beisammensein – ist der Duisburger Kirmes abhanden gekommen. Grund dafür sei auch die Konkurrenz, etwa der Rummel in anderen Städten oder auch der städtische Weihnachtsmarkt: Fahrgeschäfte für Kinder und gebrannte Mandeln gibt es eben auch dort.
Ein weiterer Grund für das Schwächeln sieht Ritter in der Mobilität: Jugendliche seien so mobil, dass sie einfach in die nächste Großstadt düsen, statt die kleinere Kirmes vor der Haustüre zu besuchen. „Konkurrenz der Kirmes ist auch das Handy“, sagt Ritter. Denn: „Früher ging es auf die Kirmes, um ein Mädel kennenzulernen.“ Heute gibt es Apps dafür – die Autoscooterliebe, ein Relikt der Vergangenheit und damit verbunden sind Emotionen verloren gegangen.
Cranger Kirmes schafft Identifikation
Eine extreme Markenbindung verdeutlicht auch das Motto der diesjährigen Cranger Kirmes: „Sei Crange“ – in vorherigen Jahren war es „Crange ist Liebe“ und „Crange ist Heimat“. „Da geht es um Identifikation pur“, sagt Schübel. Diese Bindung wird über alle sozialen Netzwerke betrieben: Es gibt einen Youtube-Kanal, einen Instagram- und Facebook-Auftritt. „Das Marketing spielt eine wichtige Rolle“, sagt Ritter – in Duisburg habe die Beecker Kirmes durch die Verantwortung von Duisburg-Kontor einen Schritt nach vorne gemacht. „Es geht aber nicht von heute auf morgen.“
Kirmes soll Familien in den Mittelpunkt stellen
Als Erfolgsrezept für eine gute Kirmes gilt für den Präsidenten des DSB eine familiäre Ausrichtung – die Kirmes als eintrittsfreie Vergnügungsmeile für die ganze Familie. Dazu gehören etwa Frauen- und Familienparkplätze, ein Programm, dass diesem Publikum gerecht wird – etwa mit Kinderschminken.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Sicherheit: Dabei gehe es vor allem um das „subjektive Sicherheitsempfinden“, klärt Ritter auf, welches Beispielweise durch Präsenz von Security gezeigt werden könne. Denn: „Die veränderten gesellschaftlichen Strukturen spielen eine Rolle.“
Lieber schrumpfen statt wachsen
Vielleicht, so glaubt Ritter, war die Kirmes in Beeck zu groß: „Lieber etwas schrumpfen und auf Qualität setzen.“ Auf Meter solle verzichtet werden – dafür müsse die Kirmes in komprimierter Form erscheinen, statt dem Besucher sichtbare Lücken zu präsentieren. Es sei wichtig, dass Traditionsveranstaltungen wie die Kirmes nicht weiter an gesellschaftlicher Bedeutung verlieren. Denn: „Es ist die beste Möglichkeit der Integration und um Menschen zusammenzubringen.“