Berg- und Talbahnfahrten – nicht nur auf dem Rummelplatz

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Berg- und Talbahnfahrten – nicht nur auf dem Rummelplatz

Schausteller Konrad Ahrend steht mit seiner Jaguar-Bahn immer mehr unter Kostendruck
Von Jörg David


Was könnte die aktuelle Lage der Schausteller besser symbolisieren als eine Berg- und Talbahn? Das ständige Auf und Ab, alle Glieder halten ganz fest zusammen – und manchmal läuft das ganze Ding sogar verkehrt herum.

Konrad Ahrend kennt das von Kindheit an. Schließlich ist seine Familie seit drei Generationen im Geschäft, immer mit einer Berg- und Talbahn. "Und einer Zuckerbude, um die kümmern sich traditionell die Frauen", erklärt der 35-Jährige auf dem Lebenstedter Cityfest.

Selbst wenn Ahrends Jaguar-Fahrgeschäft an diesem Wochenende auf dem Rathaus-Vorplatz so richtig brummte ("Genauso gut wie voriges Jahr"): Das Gewerbe insgesamt ist derzeit auf Talfahrt. Der Deutscher Schaustellerbund hat gerade die Bundesregierung zu einer konsumfreundlicheren Politik und Steuerentlastungen aufgefordert, damit die Bürger wieder öfter auf den Rummel gehen.

"Natürlich merken wir, dass die Leute heute das Geld viel länger festhalten", gibt Konrad Ahrend zu. Aber auch bei den Schaustellern stiegen Steuern und Ausgaben, vor allem aber die Kraftstoff-Kosten. "Früher haben wir für unsere beiden Lastwagen so um die 200 Mark für den Umzug von Wolfenbüttel nach Lebenstedt bezahlt – heute geben wir für die gleiche Tour 300 Euro an Spritgeld aus", klagt er. Dabei ist er mit seinem Geschäft nur im räumlich begrenzten Bereich zwischen Harz und Heide unterwegs.

Harry Hansla geht da mit seiner Geisterbahn auf größere Touren. Er bereist Deutschland und war vor der Station Lebenstedt auf der Insel Norderney: "Da hat uns die Fährüberfahrt 1300 Euro gekostet – und anschließend hat es eine Woche nur geregnet."

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Das Wetter-Risiko gehöre nun aber einmal zu dem Gewerbe, darüber sind sich Ahrend und Hansla einig. "Unser Zusatz-Problem ist allerdings, dass wir nur 90 bis 100 Geschäftstage im Jahr haben", sagt Geisterbahner Hansla. Und Konrad Ahrend ergänzt, dass die "Zahl der Volksfeste leider stetig sinkt".

Bevor sich auch nur ein Kinderkarussell dreht, sind von den Schaustellern erhebliche Kosten zu tragen: Platzmiete ("Über die Höhe spricht man nicht."), Bauabnahme, Müllentsorgung, diverse Versicherungen, vieles andere mehr – oder Strom, der sich zu einem immer größeren Kostenfaktor entwickelt habe.

Dazu Ahrend: "Meine Jaguarbahn braucht an einem Festwochenende bis zu 1000 Kilowattstunden. Für jede zahle ich je nach Standort 15 bis 25 Cent." Meist werde mit dem örtlichen Energieversorger nach Baustellentarif abgerechnet, für den Anschluss selbst werden zusätzlich 150 bis 300 Euro fällig.

Ahrends Geschäft funktioniert nur, weil außer seinen beiden Mitarbeitern auch Ehefrau und Kinder mit anfassen. Getragen von der Hoffnung, dass es irgendwann wieder bergauf geht – wie auf der Jaguarbahn.


Quelle: DPA
 

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