Zirkus Circus BARUM - Gerd Siemoneit, eine Legende

Barum war der einzige Groß - Circus der in den 80er und 90er - Jahren regelmäßig alle 3 Jahre bei uns in der Stadt gastierte. Es war damals eines der größten deutschen Circus - Unternehmen und es war immer wieder beeindruckend zu sehen wie innerhalb eines halben Tages die Circus - Stadt aufgebaut wurde. Die klassischen Circus - Anhänger, die große Auswahl an verschiedenen Tieren und natürlich seine Raubtier - Gruppe haben mich immer fasziniert. Durch seinen Circus und den Roncalli der späten 80 er und 90 er Jahre ist meine Circus - Leidenschaft entstanden. Barum ist auch für mich neben Krone der Inbegriff des klassischen Circus. Was bleibt sind viele tolle Erinnerungen an zahlreiche faszinierende Circus - Besuche mit tollen Programmen und der typischen Circus - Atmosphäre.
So einen Circus wird es wohl nie wieder geben !
 
Gerd Siemoneit-Barum wird am 06. März 1931 in Ostpreußen geboren. Früh entflammt seine Liebe zum Circus und zu den Tieren 1946 schließt er sich dem Circus Williams an. 1948 geht er zum Circus Barum der Familie Kreiser. Dort arbeitet er zunächst als Requisiteur, in der Werbekolonne sowie als Tierpfleger. Mit Beginn der Saison 1949 steht er erstmals selbst im Scheinwerferlicht. Als Teil einer dreiköpfigen Reiterformation. Sein Wunsch ist es aber schon immer, mit Raubtieren zu arbeiten. Am 07. Januar 1952 steht Gerd Siemoneit-Barum erstmalig mit Tigern im Raubtierkäfig. Josef Wiesner ist sein erster Lehrmeister. Am 29. März 1952 führt er zum ersten Mal eine Gruppe mit Tigern und Löwen vor Publikum vor. Anfang 1953 erhält er die Möglichkeit, eine Löwengruppe von Manfred Benneweis zu übernehmen, welche er erstmals im Circus Aeros in Leipzig vorführt. 1953 geht er wieder mit dem Circus Barnum auf Tournee. In deren Verlauf erweitert er die Löwengruppe um zusätzliche Tiere. Mit dem Circus Apollo von Emil Wacker geht es auf Tournee durch Ost- und Südeuropa. Auf dieser lernt er auch seine erste Frau Inge kennen. In Ankara wird er im August 1954 während einer Vorstellung von den Löwen schwer verletzt und muss im Krankenhaus behandelt werden.

Mit sieben jungen Löwenmännern erarbeitet er während der Saison 1956 in Dänemark die erste von ihm selbst choreographierte Darbietung. In der folgenden Saison - wieder beim Circus Barum - baut er eine große gemischte Raubtiernummer auf. Diese führt er im Winter 1958/59 bei "Menschen - Tiere - Sensationen" in der Berliner Deutschlandhalle vor. Nach Gastspielen unter anderem in Ungarn geht er 1962 mit dem Circus von Adolf Althoff auf Tournee. Dort bleibt Gerd Siemoneit-Barum für mehrere Jahre, auch um die erste Gruppe mit eigenen Tieren aufzubauen. Sie besteht aus Tigern, Löwen, Pumas, Leoparden und dem Panther "Onyx", der seinem Trainer in die Arme springt. Im April 1963 feiert diese Nummer mit elf Tieren im Circus Adolf Althoff ihre Weltpremiere. Anfang 1964 gastiert er bei "Artisten - Tiere - Attraktionen" in Wien. Als "Jens Claasen" wird er auch im Fernsehen populär. Im Winter 1965/66 spielt er in London unter anderem vor Queen Elizabeth II. 1966 ist er mit seiner gemischten Raubtiergruppe im Blackpool Tower Circus engagiert, 1967 bei Knie in der Schweiz.

1968 ergibt sich die Möglichkeit, den Circus Barum zu erwerben, der inzwischen von Eli Benneweis als Treuhänder geführt wird. Doch zunächst sind weitere Engagement-Verträge zu erfüllen. 1968 ist er in England auf Saison, 1969 in Frankreich (Radio-Zirkus/ Pinder). An Ostern 1970 feiert dann der eigene Circus von Gerd Siemoneit-Barum auf dem Tummelplatz in Einbeck seine Weltpremiere. Zunächst unter dem Namen „Safari“. Dies in Anlehnung an seine Fernseherfolge als „Jens Claasen“. Bald bietet ihm Eli Benneweis seine Erbrechte am Nachlass von Margarete Kreiser, inklusive des Firmennamens Barum, an. Der Circus spielt kurze Zeit als „Barum-Safari“ und danach als „Circus (Gerd Siemoneit) Barum“. Dies bis zum 26. Oktober 2008, als das Unternehmen seine letzte Vorstellung gibt.

In den Programmen stehen immer die Tiere im Mittelpunkt. Der Circus Barum verfügt bald über einen großen eigenen Tierbestand. Dazu gehören – neben den Raubtieren – lange Zeit Elefanten sowie bis zum Schluss Pferde und Exoten. Allen voran der berühmte Nashornbulle „Tsavo“. Dressiert und vorgeführt werden diese von Tierlehrern wie Eddy Meschke, Harry Althoff, Charles Knie, Sacha Houcke jr. sowie Sandro Montez. Hinzu kommen oftmals engagierte Nummern, etwa mit Haustieren oder Seelöwen. Bei den Artisten setzt der Direktor verstärkt auf spritzige, mitreissende Darbietungen. Gerne auch mit einer heiteren Note. "Prickelnd und berauschend wie ein gutes Glas Champagner", so hat Gerd Siemoneit-Barum einmal die Nummern charakterisiert, die er für seine Programme bevorzugt. Einen enormen Beitrag zur Gesamtwirkung trägt das große Orchester bei, das bei Barum nicht wegzudenken ist. Zudem lässt es sich Siemoneit-Barum nicht nehmen, sein Publikum persönlich zu begrüßen und zu verabschieden. Dem Circusdirektor ist von Anfang an klar, dass solch ein Unternehmen professionell geführt werden muss. So setzt er auch in der Administration auf fähige Mitarbeiter. Denken wir stellvertretend an den langjährigen Geschäftsführer Wolfgang Paschke und die Pressesprecherin Pamela Böke.

Trotz der Verantwortung für das Unternehmen widmet er sich weiterhin der Raubtierdressur und steht jeden Tag selbst im Zentralkäfig. Im zweiten Jahr des Bestehens seines eigenen Circus baut er eine Gruppe mit zunächst neun Löwenmännern auf. Später folgt eine Darbietung mit 16 sibirischen Tigern. 1984 feiert seine große gemischte Raubtiernummer mit in der Ursprungsversion einem schwarzen Panther, vier Leoparden, vier Tigern, einem Löwen, vier Eisbären und einem Braunbären Premiere. Den Käfigabbau nutzt Gerd Siemoneit-Barum, um seinem Publikum anhand eines Films zu erklären, wie die Dressur erfolgt. Er setzt auf die individuellen Talente seiner Schützlinge, baut ein partnerschaftliches Verhältnis zu ihnen auf. Bei der Vorführung stellt er nie sich selbst in den Vordergrund. Vielmehr geht es um das Miteinander mit seinen Tieren. Gerne integriert er originelle Tricks, wie das Fangen des Stocks durch Braunbär „Gusev“ oder das fortwährende Hochsitzen des weißen Tigers „Madras“. Letzterer gehört zur letzten eigenen Gruppe von Gerd Siemoneit-Barum. Sie besteht aus weißen Tigern, welche vom Safaripark Stukenbrock kommen und weißen sowie einem Tabby Tiger aus der Zucht von Josip Marcan. 1994 nimmt er diese Gruppe erstmals ins Programm und zeigt sie bis zu seinem Abschied aus dem Raubtierkäfig am Ender der Saison 2002. Für eine kürzere Zeit präsentiert er parallel Tiger aus einer von Katharina Gasser übernommenen Gruppe. In einer Saison ist Tom Dieck mit seinen Löwen zusätzlich zu den weißen Tigern im Programm. Ab der Tournee 2003 steht Alexander Lacey mit Raubtieren in der Manege des Circus Barum. 2007 führt Daniel Raffo seine Tiger vor und 2008 dann Dieter Dittmann. 1975 wird Gerd Siemoneit-Barum beim Internationalen Circusfestival von Monte Carlo mit einem Silbernen Clown ausgezeichnet. Beim Festival 1998 erhält er von Prinz Rainier III eine ganz persönliche Auszeichnung für sein Lebenswerk.

1974 stirbt Gerd Siemoneit-Barums erste Frau Inge. Am 14. Oktober 1975 heiratet er erneut. Seine zweite Frau Rosalind ist Schauspielerin, Tänzerin und Sängerin. Er lernt sie bei einem Gastspiel in Blackpool erstmalig kennen. Mit ihr ist er bis zu seinem Tod zusammen. 1977 wird Tochter Rebecca, 1982 Sohn Maximilian geboren. Außerhalb der Tournee wird die Familie in Einbeck heimisch, wo der Circus Barum auch sein Winterquartier hat. Zwei Biografien sind über ihn erschienen. 1995 im Circus-Verlag das Buch „Haste vier Beine, biste mein Freund“ von Harald Polenz. 2012 im Wagner Verlag die Autobiografie „Viel riskiert für einen Traum“. Lesenswert auch das 2007 erschienene Buch „Die Kunst, mit dem Tier im Menschen umzugehen“ (Gräfe und Unzer), welches Gerd Siemoneit-Barum gemeinsam mit Robert Griesbeck geschrieben hat

Mit Gerd Siemoneit-Barum hat die internationale Circuswelt eine ihrer prominentesten, wichtigsten Persönlichkeiten verloren. Seine Raubtierdressuren waren einzigartig. Nicht nur wegen ihren Zusammensetzungen und starken Trickfolgen. Sondern auch wegen der partnerschaftlichen Ausbildung der Tiere und dem unverwechselbaren Vorführstil. Sein Circus Barum stand für erstklassige Programme mit vielen Tieren und bester Unterhaltung auf hohem Niveau. Der Direktor selbst war immer präsent, hatte immer ein offenes Ohr für seine Zuschauer. So wird er uns in Erinnerung bleiben. Eine wahre Legende.r

Quelle: Chapiteau.de
 
Erinnerung an Barum

Klein Patrick damals bei den Barum-Gastspielen 1998 und 2001 (glaub ich) im Zirkus Barum in Wuppertal. Obwohl das sehr lange her ist, erinnere ich mich daran noch ziemlich gut.
Was war das für ein imposantes Zelt, weiß und rot und dazu die tollen Transportwagen, die dort um das Zelt gestanden haben. Schon beim Betreten des Zeltes konnte man ein paar Raubkatzen hören.
Und was hat man im Zelt bei der Vorstellung nicht alles bestaunen können. Ein kleiner Hund der Handstand machte, ein Mann der stehend auf dem Rücken eines Nashorns und dann gab es noch den Mann der seinen Kopf in das Maul eines Löwen gesteckt hat. Sowas hatte ich vorher noch nie gesehen:o-o:.
Dass wir nun Gerd Siemoneit einen sehr bekannter Raubtier-Dompteur zusahen wusste ich damals schon, dass es sich dabei um eine Legende in der Zirkusszene handelte wurde mir erst beim zweiten Barum-Gastspiel klar. Das Highlight war nicht nur sein liebevoller Umgang mit den Tieren oder seine doch spektakulären Darbietungen, sondern einfach die Tatsache, dass man hier mit weißen Tigern unterwegs. Für mich neben Schneeleopard und Nebelparder die schönsten Großkatzen. Das waren damals zwei sehr schöne Besuche in diesem Zirkus :inlove: .
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Nun ist Gerd Simoneit in einem stolzen Alter von 90 Jahren von uns gegangen. Aber solche Erinnerungen wie oben bleiben:
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Bild-Quelle: Circus Barum Programmheft/Saison 1998
Bild-Quelle 2: Circus Barum Programmheft/Saison 2001
 
Barum war Klasse.Er stand mehrmals in unserer Stadt,und ich muss sagen ich fand seinen Fuhrpark überwiegend aus „Iveco Turbostar“ bestehend immer sehr imposant.Vorallem wenn nach dem Aufbau alle Zugmaschinen in Reih und Glied standen.Ruhe in Frieden „Gerd Siemoneit.
 
Abwarten, wie sie aus der Pandemie kommen und weiter machen.
Das
Auch nicht mehr . . . .:whistle:
sollte auf die traditionelle Programmausrichtung bezogen sein. Denn die einst Größte Tierschau Europas ist ja nur noch auf einen winzigen Bruchteil zusammengeschrumpft.Also von der Artenvielfalt her.
Ich meine übrigens,daß Barum auch mal den Titel Europas größter rollender Zoo benutzte ? (oder so ähnlich).
Von der Aurichtung her würd ich übrigens Charles Knie auch noch als "würdigen Nachfolger"sehen. Aber ja -das Nostalgische ist da natürlich dem Modernen gewichen. Motorradkugel mit Lasershow zu Technomusik war bei Gerd nur schwer vorstellbar . . . .:ROFLMAO:
 
Heute vor einem Jahr verstarb Gerd Siemoneit-Barum.

Sicher nicht nur für mich ein Anlass für Erinnerungen an seine unvergessenen Raubtierdressuren, einen gut orgnisierten Circus, toll zusammengestellte Circusprogramme mit stimmungsvollen Circus-Orchester sowie über Jahrzehnte hinweg zahlreiche Begegnungen mit vielen tollen Gesprächen!

Herzlichen Dank für Ihr Lebenswerk Herr Siemoneit-Barum!
 
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