Das Volksfest stirbt nicht

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Die Kirmes stirbt nicht


Schausteller Bernhard Prinz ist trotz der Verkürzung auf fünf Tage optimistisch.Besucher bemängeln hingegen das zu weit verstreute Angebot


"Es ist wie im richtigen Leben", kommentiert Walter Dreher die Verkürzung der Herbstkirmes auf fünf Tage, "man muss es ausprobieren." Der Projektleiter von Bochum Marketing hat im Vorfeld viele Gespräche mit Schaustellern geführt, "denn wir wollten die Attraktivität der Kirmes aufrecht erhalten". Letztlich würden die Gesetze des Marktes wirken: "Im Herbst ist an jeder Ecke eine Veranstaltung - das ist das Kernproblem."

"Früher war alles anders und besser", sagt hingegen Schausteller Bernhard Prinz, der auf dem Alten Markt mit einem Kinderkarussell und einem Ausschank vertreten ist - und im kommenden Jahr 50 Jahre Herbstkirmes voll macht. "Es war früher wirtschaftlicher und gemütlicher", sagt er. Das habe aber mit der allgemeinen Konjunktur zu tun: "Zurzeit ist es ja nicht nur bei den Schaustellern negativ, sondern bei anderen auch."

Als Familienbetrieb könne man das noch halbwegs auffangen, "aber wenn man Personal hat, wird das schon schwieriger". Schließlich sei alles teurer geworden: Standkosten, Strom und Sprit. "Und jetzt kommt noch das Problem mit den Umweltzonen hinzu: Wir haben alle ältere Zugmaschinen, für die wir keine Plakette bekommen." Die Regierung habe allerdings versprochen, sich darum zu kümmern, dass die Schausteller von der Regelung ausgenommen würden. Und so sagt Bernhard Prinz: "Wir hätten zwar gerne diese neun Tage Kirmes behalten, aber allem zum Trotze gucken wir Schausteller optimistisch in die Zukunft. Die Kirmes stirbt nicht."

Weniger hoffnungsfroh ist hingegen Mischa Kreft: "Die Verkürzung ist für uns Schausteller tödlich. Unsere Kosten laufen ja weiter." Die meisten hätten keine Anschlussverträge, würden nach der Herbstkirmes direkt nach Hause fahren." Das größte Problem sei das Wetter: "Wenn von fünf Tagen zweieinhalb verregnet sind, guckt man schon in die Röhre. Außerdem fahren übers lange Wochenende viele Leute weg. Bei neun Tagen fängt man das eher auf."

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Fragt man die Besucher, liegt es eher am Angebot, dass die Kirmes nicht mehr so gut angenommen wird wie früher. "Es ist mager geworden", sagt Wilhelm Ulrich, und seine Frau Maria ergänzt: "Früher war viel mehr los auf dem Gertrudisplatz." Sven Krauß kritisiert vor allem, dass die Karussels und Buden zu weit verstreut sind: "Es wäre viel schöner, wenn alles auf einem Haufen liegen würde. Es heißt ja schließlich Rummelplatz und nicht Verteil-mich-Platz." Sein vernichtendes Urteil: "In mancher Kleinstadt ist mehr los als hier in Wattenscheid."

Schwer enttäuscht ist auch Claudia Kannenberg, die erst seit kurzem in Wattenscheid lebt: "Ich komme aus Greifswald und erlebe das hier zum ersten Mal - aber unter Kirmes habe ich mir etwas völlig anderes vorgestellt. Das ist wirklich nichts Dolles hier." Ihr Begleiter Bruno Reimöller ergänzt: "Früher war das hier besser, heute ist einfach alles zu weit verteilt. Richtige Kirmesstimmung kommt da nicht auf."
 

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