Münchner Oktoberfest Info

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Oliver Koscherkewitz

München (dpa) - Sanfte Töne sind angesagt auf der diesjährigen Wiesn. Ruhigere, volkstümliche Musik soll die Besucher auf dem 172. Münchner Oktoberfest zum friedlichen Schunkeln bringen.

Und auch etwas leiser wird es in diesem Jahr auf der Theresienhöhe. Die Behörden haben den Dezibel-Grenzwert für die Zelte heruntergesetzt. Alkopops werden schon seit dem vergangenen Jahr nicht mehr verkauft, und für die männlichen Besucher gibt es erstmals ein feminin-weiches und doch trachtengeprägtes Outfit. Münchner Modedesigner kreierten den zünftigen Trachten-Rock für den Herrn, zu haben in den Längen «short» und überknielang.

Am 17. September, Punkt zwölf, heißt es unter der Bavaria wieder «Ozapft is». Sechs Millionen Besucher werden bis zum 3. Oktober erwartet. An Spitzentagen drängt sich eine Million Menschen, fast so viele, wie München Einwohner hat, auf der 31 Hektar großen Festwiese. Seit längerem beobachten die Verantwortlichen eine Veränderung der Atmosphäre und damit zum Teil einen Verfall der Tradition. «Die Stimmung geht hin zu Ballermann», fasst Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl zusammen. «Die Zelte sollen aber keine Discotheken sein, sondern bayerische Bierzelte bleiben.»

Wegen der lauten und popigen Musik seien in den vergangenen Jahren vor allem Senioren dem größten Volksfest der Welt fern geblieben. Zugleich habe die «heiße» Disko-Musik alkoholisierte Jugendliche leicht aggressiv gemacht. «Musik wirkt direkt auf die Psyche», erläutert Weishäupl. Die Wirte der 14 Festzelte haben sich deshalb verpflichtet, in diesem Jahr bis 18 Uhr keine «heißen» Hits zu spielen und die Lautstärke unter 85 Dezibel zu halten. Andernfalls drohen Bußgelder. Am liebsten hätte die Wiesn-Chefin es gesehen, wenn bis zum Abend ganz ohne Verstärker gespielt würde - ein Wunsch, der sich freilich nicht durchsetzen ließ.

Erst am Abend darf etwas mehr eingeheizt werden. «Mambo Nr. 5 zum Einschlafen», frotzelten Medien über die softe Oktoberfest-Variante. Auch die anderen Wiesn-Hits wie «Hey Baby», «Fürstenfeld», «Die Hände zum Himmel», «Anita» und «Sierra Madre» zählen nicht gerade zu den urbayerischen Melodien. Die genaue Musikauswahl in den Zelten bleibe trotz der neuen Einschränkungen auch tagsüber den Kapellen der Zelte überlassen, heißt es jedoch.

«Die Polizei hat Arbeit genug - wir haben nichts dagegen, wenn man durch gewisse regulierende Maßnahmen uns das Arbeiten erleichtert», kommentiert Polizeisprecher Wolfgang Wenger die neuen Vorgaben. Bei Schlägereien - nicht zuletzt unter Einsatz von Maßkrügen - gibt es jedes Jahr Verletzte, und jedes Jahr beschäftigen die Vorfälle nach der Wiesn auch die Gerichte.

Nicht durchsetzen konnte sich dennoch die Idee von Löwenbräu-Wirt Ludwig Hagn, Bier in Plastikkrügen zu servieren. Sie wären zumindest leichter gewesen als Glaskrüge, praktisch unzerbrechlich und somit für das Austragen von Handgreiflichkeiten kaum geeignet. Die Idee löste jedoch als «Anschlag auf die Tradition» einen Aufschrei der Entrüstung aus. Nur die Polizei blieb pragmatisch: «Ein Plastikmaßkrug kann natürlich nicht die Verletzungen hervorrufen wie ein Glasbierkrug», sagt Wenger.

Ganz in die beschaulichere Linie passt auf Seiten der Schausteller der nach Veranstalterangaben weltweit letzte «Flohzirkus», der nach mehrjähriger Pause auf das Oktoberfest zurückkehrt. In diesem nostalgischen Minitheater zeigen «dressierte» Flöhe ihre Kunststücke. Wer die Auftritte der kleinen Quälgeister genau verfolgen will, muss still halten und schon ganz gut hinschauen. Auch bei den brandneuen Fahrgeschäften geht es in diesem Jahr nicht nur um Rekorde und Tempo. Der Ritt auf dem Surfbrett von «Tropical Trip» soll zum Fahrspaß für die ganze Familie werden. Traditionell vertreten sind ohnehin zahlreiche historische Fahrgeschäfte wie die «Krinoline» und der «Kettenflieger» von 1919 als ältestes Karussell der Wiesn.

Rechtzeitig zur Wiesn sind fließende Röcke für Männer auf den Markt gekommen. Die Modelle «München» oder «Kitzbühel» des Münchner Designer-Duos Doreen Anders und Andreas Landinger seien absolut wiesn-tauglich und verbänden weiche Formen mit Bequemlichkeit, erläuterte eine Sprecherin der Designer. «Da kommen die Männerwaden gut raus.» Die aus einer waschbaren Lederimitation bestehenden Röcke sind auch mit Charivari zu haben, einem schmückenden Gehänge für die Lederhose mit Münzen und Sauzähnen. Mehrere dutzend Bestellungen sind bereits eingegangen - Anlass zur Hoffnung auf sanft gestimmte Männer auf dem diesjährigen Oktoberfest.
 

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