Zirkus Nach vielen Monaten: Zirkus Rudolf BUSCH reist aus Wolfsburg ab.

Für User mit Sehschwäche :ROFLMAO:

Reislingen. Es ist geschafft: Der auf dem Gelände der alten Betonfabrik in Reislingen gestrandete Zirkus Rudolf Busch reist dank Spenden aus Wolfsburg ab. Mit 35 Personen, fünf Pferden, drei Kamelen, drei Krokodilen und zwölf Schlangen zieht das Familienunternehmen weiter nach Stendal. Während sich die Pferde und Kamele dort über mehr Platz freuen können, ist die Zukunft des Zirkus angesichts der anhaltenden Corona-Einschränkungen weiter unklar.

Auf den ersten Blick wirkt das Gelände der alten Betonfabrik bereits ziemlich verlassen. Die meisten der Wohnwagen sind schon in Richtung Stendal abgereist. Die letzten großen Lkws sollen am Mittwoch ihren TÜV bekommen, danach will Familie Frank endgültig einpacken und aufräumen. Zirkusdirektor Gerhard Frank betont: „Wir wollen hier alles ordentlich hinterlassen.“

Seit dem vergangenen Sommer hing der Zirkus aus Ulm in Reislingen fest. In dieser Zeit musste die Familie viele negative Erfahrungen machen, erfuhr aber auch viel Zuspruch. Eines ist Frank deshalb zum Abschied ganz wichtig: „1000 Dank an alle, die uns Brot, Essen und alles mögliche vorbeigebracht haben.“ Geldspenden ermöglichen dem Zirkus überhaupt erst die Abreise: Nur dank ihnen konnte die Familie die Autos wieder neu zulassen, sie dem TÜV vorführen und Diesel kaufen. Frank bedankt sich zudem ganz ausdrücklich bei der Stadt und Unterstützern, wie dem Reislinger SPD-Politiker Thomas Heyn. Der hatte sich während der gesamten Zeit für den Zirkus eingesetzt.

Das sei insbesondere am Anfang alles andere als leicht gewesen, berichtet Heyn: „Es ist ein ganzes Stück Arbeit gewesen, die Kontakte zur Stadt aufzubauen.“ Zudem habe es zeitweise Konflikte mit Nachbarn der alten Betonfabrik gegeben. Im März stellte der Grundstückseigentümer dann auch noch Strom und Wasser ab, die Wolfsburger Berufsfeuerwehr half aus.

Weil der Zirkus viel Unterstützung erhielt, wollte er gerne etwas zurückgeben und verlieh sein Zelt an die katholische St. Marien-Gemeinde in Velpke. Anfang Mai kam dann der nächste Schlag: Unbekannte zerschnitten das im Pfarrgarten der Gemeinde stehende Zelt. Die Kirche will nun für Ersatz sorgen.

Heyn hat den Zirkus in den vergangenen Monaten nicht nur unterstützt, sondern ist auch gerne mal auf einen Kaffee vorbeigekommen: „Sie werden mir fehlen. Es ist eine andere Welt, die ich hier kennengelernt habe. Trotz aller Schwierigkeiten ist das Leben hier lockerer.“



Frank reist mit gemischten Gefühlen weiter. „In Stendal haben wir riesige Koppeln für unsere Pferde und Kamele“, freut er sich. An der alten Betonfabrik hatte er für seine Tiere die meiste Zeit über lediglich ein kleines Stück Grün zur Verfügung. Doch auch am neuen Standort wartet auf den Zirkus eine ungewisse Zukunft: „Selbst wenn alles wieder öffnet, haben wir keine Tournee“, sorgt sich Frank. Unter den aktuellen Umständen sei es unmöglich, eine Route zu planen oder Werbung zu machen. Denn selbst wenn die Inzidenz Gastspiele zulasse, könne sich die Situation jederzeit wieder ändern. Vorerst muss die Familie daher weiter ausharren und von Hartz IV leben.

Aufgeben wollen die Franks dennoch nicht. Und weil sie in Wolfsburg in einer denkbar schwierigen Zeit so viel Gutes erfahren haben, kündigt der Zirkusdirektor an: „Uns tut der Abschied ein bisschen weh. Aber wir würden gerne wiederkommen, wenn Corona vorbei ist.“ Heyn freut sich bereits darauf.
 

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