GLÜHWEIN GIBT ES DENNOCHJetzt steht es fest: Der Weihnachtsmarkt in Osnabrück fällt aus
Von Jörg Sanders, 27.10.2020, 10:03 Uhr
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Ein Bild aus dem Jahr 2019, das es in dieser Form in diesem Jahr nicht zu sehen geben wird. (Archivfoto)
Michael Gründel
Osnabrück. Der Osnabrücker Weihnachtsmarkt findet in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht statt. Das hat Stadträtin Katharina Pötter am Dienstagmorgen in einer Pressekonferenz verkündet. Aber: Ein bisschen weihnachtliches Flair soll es dennoch in der Stadt geben.
Eigentlich habe die Stadt ein gutes Konzept erarbeitet, sagte Pötter; doch die steigenden Infektionszahlen erlaubten keine Weihnachtsmarkt. "Das können wir nicht verantworten", sagte Pötter, "auch nicht mit einem Corona-Konzept". Die Entscheidung sei am heutigen Dienstag gefallen. Mit den Schaustellern sei die Entscheidung abgesprochen – und zwar einvernehmlich, versicherte Pötter.
Schausteller begrüßt frühzeitige Absage
Bernhard Kracke vom Schaustellerverband bestätigte das und sagte, das sei die einzige richtige Entscheidung, "wenn es auch ein Schlag für uns ist". Besser jetzt die Absage als ein Abbruch nach ein oder zwei Wochen, das wäre für die Schausteller nach getätigten Investitionen ein "finanzielles Desaster". Das sagte auch Pötter: "Besser jetzt absagen als mittedrin."
Die Stadt habe nun die Reißleine ziehen müssen, sagte Pötter. Andernfalls hätte die Stadt nun Verträge abschließen und alle Vorbereitungen treffen müssen. Kosten im hohen fünfstelligen Bereich seien damit verbunden, sagte Pötter unserer Redaktion.
"Schausteller in der City" geht in die Verlängerung
Die Entscheidung kommt zum richtigen Zeitpunkt, sagte auch Alexander Illenseer, Geschäftsführer der Marketing Osnabrück GmbH (mo). Aber: Die Schausteller sollen als Alternative in der City bleiben können mit ihrem Spezial-Markt, erklärten Pötter und Illenseer. Das ganze soll "im weihnachten Look" erfolgen, sagte der mo-Chef. "Wir wollen das Gefühl von Weihnachten erhalten", auch wenn es keine absolute Alternative zum historischen Weihnachtsmarkt sei.
Glühwein ja, aber...
Zehn bis 15 Standorte könnten ergänzt werden. Die City müsse am Leben erhalten werden, so Illenseer. Standgebühr mussten und müssen die Schaustellern nicht zahlen, versicherte der mo-Chef. Bis zum 23. Dezember, Stand heute, sollen die Schausteller täglich von 11 bis 20 Uhr in der Stadt stehen dürfen beziehungsweise am Morgen des 23. Dezember müssen die Buden abgebaut sein. Momentan sind es 23 Schausteller – die Zahl soll sich auf 40 bis 45 erhöhen, sagte Pötter. Glühwein dürfe es geben, aber keine hochprozentigen Getränke.
Die Stadträtin sagte aber auch: Selbstredend ist es möglich, dass die Schausteller, je nach Infektionsgeschehen, eher das Feld räumen müssten.
Winterdorf fällt auch aus – Eiszauber wohl nicht
Auch das
relativ neue Winterdorf im Schlossinnenhof fällt aus. Das sei eine privatwirtschaftliche Sache, doch der Betreiber – Eventmanager Christoph Sierp – habe der Stadt mitgeteilt, sein Winterdorf in diesem Jahr nicht stattfinden zu lassen, sagte Pötter.
Anders der Eiszauber am Ledenhof, der ebenfalls nicht offiziell zum städtischen Weihnachtsmarkt gehört: Der darf und wird vermutlich stattfinden, sagte Pötter – mit einem entsprechenden Corona-Konzept.
"Wir brauchen jeden Euro"
Kracke sagte, für die Schausteller sei das nach der praktisch ausgefallenen Saison ein weiterer Rückschlag; doch er sei froh, dass immerhin ein paar von ihnen in der Stadt mit dem Spezialmarkt zum Zuge kommen könnten. Motto: "Mitnehmen, was geht. Wir sind froh, über jeden Euro, den wir mitnehmen können." Kracke sei dankbar für diese Möglichkeit.
Am 13. November hätte der Osnabrücker Weihnachtsmarkt in diesem Jahr beginnen sollen. Andere Städte hatten in den vergangenen Tagen ihre Weihnachtsmärkte bereits abgesagt, etwa
Münster. Auch der berühmte
Christkindlesmarkt in Nürnberg fällt aus.
Zweite Pressekonferenz in zwei Wochen
Erst vergangene Woche Mittwoch hatten Pötter und Oberbürgermeister Wolfgang Griesert zur Pressekonferenz geladen und die
Maskenpflicht in weiten Teilen der Innenstadt sowie eine Sperrstunde für die Gastronomie von 23 bis 6 Uhr verkündet.
Michael Gründel
Obgleich beide zuversichtlich gewesen waren, die Sperrstunde hielte vor Gericht stand,
kippte das Verwaltungsgericht sie schon am Freitag – sie sei unverhältnismäßig. Ein Kneipenbetreiber war am Donnerstag mit einem Eilantrag gegen die verhängte Sperrstunde vorgegangen. Um 23 Uhr musste der Wirt dennoch schließen, denn es galt noch die übergeordnete vom Land verhängte Sperrstunde.
Doch auch gegen diese wehrte sich der Gastronom erfolgreich. Damit darf er als einziger Wirt in Osnabrück nun länger als 23 Uhr geöffnet haben.