[Presse] Liebe und Leid zwischen Karussell und Autoscooter

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Mace95

Habe einen kleinen Bericht über das Schaustellerleben auf dem Augsburger Plärrer gefunden mit romantischen,lustigen aber auch traurigen Geschichten:

Bis heute hängt das Foto bei Dieter Bartl an der Wand. Es zeigt eine Mutter mit drei Kindern – glücklich und lachend. Um den Hals baumeln Lebkuchenherzen. „Ich kenne die Familie, sie hat wenig Geld“, sagt der Plärrer-Organisator. Deswegen hatte er ihnen damals ein paar Gutscheine für das Volksfest geschenkt, für Fahrgeschäfte und ein paar halbe Hendl. „Als die vier zurückkamen, weinten sie vor Freude und sagten, es sei einer ihrer schönsten Tage gewesen“, erzählt der 66-Jährige. Es ist eine der vielen Geschichten von Schwabens größtem Volksfest, die ihm bis heute ans Herz gehen.

Zwischen Steckerlfisch und Wurfbude, den blinkenden Lichtern von Autoscooter und Geisterbahn, zwischen dem Duft nach gebrannten Mandeln und Bier kommen die Menschen auf dem Plärrer zusammen. Und mit ihnen bewegende Schicksale, lustige Anekdoten und romantische Begegnungen.

Dass die Liebe auch vor Feuerwehrauto und Polizeimotorrad am Kinderkarussell nicht haltmacht, erlebte Michael Lutzenberger: „Vor einigen Jahren trafen sich dort eine Frau und ein Mann mit ihren beiden Kindern“, erzählt der zweite Vorsitzende des schwäbischen Schaustellerverband s. Beide waren sie geschieden und allein. Doch nicht lange: Während die Kleinen ihre Runden drehten, verliebten sie sich. Hochzeit war zwei Jahre später – das Paar kam auf den Plärrer zurück. „Hier haben sie die offiziellen Fotos gemacht, natürlich auf dem Karussell“, sagt Lutzenberger. Seit 30 Jahren betreibt er sein Fahrgeschäft auf Schwabens größtem Volksfest. Er weiß: „Viele Paare haben sich dort kennen- und lieben gelernt.“ Manches dieser Paare besiegelt seine Gefühle auch auf dem Volksfest, in aller Öffentlichkeit: „Es war Wochenende und richtig viel los, als ein junger Mann zu mir kam“, erinnert sich Wirtin Angelika Kempter vom Festzelt Binswanger und Kempter. Auf der Bühne wollte er seiner Freundin einen Heiratsantrag machen. „Wir sind hinter der Theke gestanden und haben zugehört. Das war wirklich nett und lustig.“

Auch Harry Winderl hat in seinen fünf Jahren als Festwirt der Schaller Alm viele romantische Szenen miterlebt. An eine erinnert er sich genau: „Mitten vor der Bar kniete ein Stammgast nieder und machte einen Antrag.“ Damals hielt der Mann den ganzen Betrieb auf – doch die Mühe lohnte sich: „Unter Tränen sagte die Freundin Ja.“

Wenn so viele Menschen zusammenkommen, wie alljährlich auf dem Plärrer, können daraus auch Freundschaften entstehen. So war es bei Karoline Diebold. Vor drei Jahren lernte die Schaustellerin beim Vormittag für behinderte Kinder und Jugendliche zwei Jungs kennen. „Ich habe ihnen mein Fahrgeschäft Break Dance erklärt und sie langsam mitfahren lassen. Da haben sich die beiden in mich verliebt“, sagt sie lachend. Seitdem besuchen die beiden sie – bei jedem Plärrer, an jedem Tag.

Obwohl die 23-Jährige die jüngste Betreiberin auf dem Volksfest ist, hat sie einiges erlebt. Darunter sogar nackte Tatsachen: „Vier Jungs wollten umsonst fahren“, erzählt Karoline Diebold. Womit die Jugendlichen jedoch nicht gerechnet hatten: Diebolds 65-jährige Oma, die an jenem Tag zu Besuch war, machte klar: „Wenn, dann nur oben ohne.“ Karoline Diebold muss noch heute lachen, wenn sie diese Geschichte erzählt. „Die Jungs haben das wirklich durchgezogen und meine Oma hat sich köstlich amüsiert.“

Fröhliche Szenen und großes privates Leid liegen auf dem Plärrer manchmal nah zusammen. Lutzenberger erinnert sich an das traurige Schicksal zweier kleiner Mädchen. „Sie kamen mit einem älteren Ehepaar zum Karussell und wollten nicht mehr aussteigen.“ Irgendwann reichte das Geld nicht mehr. „Die Frau erzählte mir, dass die Mutter der beiden eine Woche zuvor an Krebs gestorben war“, sagt Lutzenberger. Er ließ die beiden weiterfahren. Bis heute erinnert er sich an die bewegende Szene. Ab morgen werden wohl wieder einige lustige, schöne und romantische Geschichten dazukommen...

Quelle:http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Lokales/Augsburg-Stadt/Lokalnews/Artikel,-Liebe-und-Leid-plaerrer-240810-_arid,2228444_regid,2_puid,2_pageid,4490.html
 
An Deinem Beitrag war kein Danke-Button zum Klicken, deshalb mal mein Dankeschön für den Artikel auf diesem Wege...
 
Kein Problem. Ich hab mir einfach gedacht,suche ich mal dort in der Winterpause nach Bildern und dann fand ich diesen netten Bericht.
 

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