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Merkur
Das Geschäft dreht sich
Schaustellerfamilie Weber investiert in die Zukunft - Heute beginnt das Oktoberfest auf den Sülzwiesen
ca Lüneburg. Sie verkaufen Fröhlichkeit, doch manchem Schausteller ist nicht nach Lachen zumute. Das ambulante Gewerbe klagt seit Jahren über schlechten Umsatz und große Konkurrenz durch Freizeitparks. "Sie müssen ja nicht weit gucken, in Soltau liegt der Heidepark", sagt Thomas Weber. Viele seiner Kollegen haben in den vergangenen Jahren kaum große Fahrgeschäfte angeschafft. Anders der Unternehmer aus Herford: Für rund eine Million Euro hat er ein neues Karussell namens "Rocket" gekauft, das Passagiere in zwölf Meter Höhe durchwirbelt und von heute an auf dem Oktoberfest Gäste locken soll.
Anhang anzeigen 4261
Den Glauben an die Zukunft des Rummelplatzes hat der 38-Jährige in Fleisch und Blut: "Ich bin Schausteller in der vierten Generation und Volksfeste gehören zu den ältesten Kulturgütern in Deutschland."
Aber Tradition allein genügt nicht. Hatte seine Familie lange auf Kinderfahrgeschäfte gesetzt, entschied sich Weber vor einem Jahr für die Rakete: Das "Rocket" zieht "Wiederholungstäter" an, nämlich Jugendliche, die ihr Taschengeld für den schnellen Spaß investieren. Als kühl kalkulierender Geschäftsmann hat Weber auf die Kosten geachtet: "Für andere Karussells haben wir fünf, sechs große Laster gebraucht, jetzt kommen wir mit zweien aus." Und mit weniger Personal, vier Mann reisen mit, dazu seine Frau Monika und die beiden Kinder Lisa und Karlchen.
Klar kennt Weber die Klage an der Kasse: "Drei Euro pro Fahrt - Mann, das ist aber teuer." Dann kontert er freundlich und mit einem lockeren Spruch. Doch er kann dem Kunden auch schnell und sachlich seinen finanziellen Druck erklären. Ein paar Beispiele: Die Ausgaben für Strom und Standgeld steigen, allein die Transportversicherung koste ihn pro Jahr 5000 Euro. Dann der Sprit: "Wir kommen aus Lübbecke in Ostwestfalen und haben für die 280 Kilometer 1500 Euro für Benzin ausgegeben." Nicht nur die Lkw, sondern auch vier Wohnwagen wollen bewegt werden. Natürlich muss er Zinsen und Abtrag an die Bank zahlen, denn die Million fürs "Rocket" hatte er nicht unterm Kopfkissen liegen.
Weber will weiter Geschäfte auf den 20 Veranstaltungen machen, die er pro Jahr ansteuert. Aber er weiß, die Märkte müssen sich weiterentwickeln. Er engagiert sich als Vorsitzender im Schaustellerverein seiner Heimatstadt, er erzählt von Ruhezonen mit Blumen und Bänken für Familien, von Führungen hinter den Kulissen, von Freundlichkeit und Sauberkeit. Denn für riesige Fahrgeschäfte unter dem Motto "größer, schneller, weiter" gebe es Grenzen. Zehn Jahre will er mit dem "Rocket" unterwegs sein, dann müsse ein neues Karussell her. Und vielleicht sehen später auch seine Kinder ihre Zukunft auf dem Jahrmarkt.
Das Oktoberfest läuft bis Dienstag, 18. September, täglich von 15 bis 24 Uhr, am Sonntag geht der Spaß schon um 14 Uhr los. Am Montag lockt der Lünepost-Familientag mit vergünstigten Preisen. Dienstag klingt der Markt auf den Sülzwiesen mit einem Feuerwerk aus. Heute eröffnet Bürgermeister Dr. Gerhard Scharf das Spektakel um 17 Uhr im Festzelt.
Bild und Text Quelle: RZ-Online
Schaustellerfamilie Weber investiert in die Zukunft - Heute beginnt das Oktoberfest auf den Sülzwiesen
ca Lüneburg. Sie verkaufen Fröhlichkeit, doch manchem Schausteller ist nicht nach Lachen zumute. Das ambulante Gewerbe klagt seit Jahren über schlechten Umsatz und große Konkurrenz durch Freizeitparks. "Sie müssen ja nicht weit gucken, in Soltau liegt der Heidepark", sagt Thomas Weber. Viele seiner Kollegen haben in den vergangenen Jahren kaum große Fahrgeschäfte angeschafft. Anders der Unternehmer aus Herford: Für rund eine Million Euro hat er ein neues Karussell namens "Rocket" gekauft, das Passagiere in zwölf Meter Höhe durchwirbelt und von heute an auf dem Oktoberfest Gäste locken soll.
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Den Glauben an die Zukunft des Rummelplatzes hat der 38-Jährige in Fleisch und Blut: "Ich bin Schausteller in der vierten Generation und Volksfeste gehören zu den ältesten Kulturgütern in Deutschland."
Aber Tradition allein genügt nicht. Hatte seine Familie lange auf Kinderfahrgeschäfte gesetzt, entschied sich Weber vor einem Jahr für die Rakete: Das "Rocket" zieht "Wiederholungstäter" an, nämlich Jugendliche, die ihr Taschengeld für den schnellen Spaß investieren. Als kühl kalkulierender Geschäftsmann hat Weber auf die Kosten geachtet: "Für andere Karussells haben wir fünf, sechs große Laster gebraucht, jetzt kommen wir mit zweien aus." Und mit weniger Personal, vier Mann reisen mit, dazu seine Frau Monika und die beiden Kinder Lisa und Karlchen.
Klar kennt Weber die Klage an der Kasse: "Drei Euro pro Fahrt - Mann, das ist aber teuer." Dann kontert er freundlich und mit einem lockeren Spruch. Doch er kann dem Kunden auch schnell und sachlich seinen finanziellen Druck erklären. Ein paar Beispiele: Die Ausgaben für Strom und Standgeld steigen, allein die Transportversicherung koste ihn pro Jahr 5000 Euro. Dann der Sprit: "Wir kommen aus Lübbecke in Ostwestfalen und haben für die 280 Kilometer 1500 Euro für Benzin ausgegeben." Nicht nur die Lkw, sondern auch vier Wohnwagen wollen bewegt werden. Natürlich muss er Zinsen und Abtrag an die Bank zahlen, denn die Million fürs "Rocket" hatte er nicht unterm Kopfkissen liegen.
Weber will weiter Geschäfte auf den 20 Veranstaltungen machen, die er pro Jahr ansteuert. Aber er weiß, die Märkte müssen sich weiterentwickeln. Er engagiert sich als Vorsitzender im Schaustellerverein seiner Heimatstadt, er erzählt von Ruhezonen mit Blumen und Bänken für Familien, von Führungen hinter den Kulissen, von Freundlichkeit und Sauberkeit. Denn für riesige Fahrgeschäfte unter dem Motto "größer, schneller, weiter" gebe es Grenzen. Zehn Jahre will er mit dem "Rocket" unterwegs sein, dann müsse ein neues Karussell her. Und vielleicht sehen später auch seine Kinder ihre Zukunft auf dem Jahrmarkt.
Das Oktoberfest läuft bis Dienstag, 18. September, täglich von 15 bis 24 Uhr, am Sonntag geht der Spaß schon um 14 Uhr los. Am Montag lockt der Lünepost-Familientag mit vergünstigten Preisen. Dienstag klingt der Markt auf den Sülzwiesen mit einem Feuerwerk aus. Heute eröffnet Bürgermeister Dr. Gerhard Scharf das Spektakel um 17 Uhr im Festzelt.
Bild und Text Quelle: RZ-Online