Naja, wenn man öffentlich schreibt das man Geld von Eltern und Freunden bekommen hat - dann sagt der Staat: Schau an die haben doch Geld also haben die es nicht so nötig
das hätte man auch anders schreiben können.
Hmmm... Also ich denke, dass muss man genau so schreiben. Ich bin der Schaustellerbranche nun schon ein paar Jahrzehnte nicht mehr so nah, aber in meiner Branche (Veranstaltungstechnik) sieht es durchaus vergleichbar aus. Es ist absolut selbstverständlich, dass sich in so einer Situation Familien untereinander helfen - wenn sie es denn können. Ich habe Kollegen, die inzwischen drei Mal in der Woche bei den Eltern essen gehen oder die Tafeln besuchen, weil das Geld für den Lebensunterhalt fehlt. Die staatlichen Hilfen - so sie denn ankommen oder in Anspruch genommen werden können - sind noch immer nicht darauf ausgelegt, die Lebenshaltungskosten zu bestreiten. Ein kleines Beispiel: wer in NRW als Selbstständiger unter den ersten Antragstellern für die Soforthilfen war, durfte 2.000 Euro als Privatentnahme für die Lebenshaltung einsetzen - für den Zeitraum von drei Monaten. Das macht rund 667 Euro pro Monat für Essen, Trinken, Mieten, ... Der "vereinfachte Zugang" zur Grundsicherung, den viele Kollegen versucht haben, stellte sich als deutlich umfangreicher heraus - war aber je nach zuständiger Stelle alles andere als vereinfacht.
Aber ich schweife ab. Wo ich hin wollte: wenn Familien in so einer Situation einander helfen können, dann geht es da in der Regel um Lebensunterhalt. Nicht um Betriebskosten. Die laufen jedoch weiter und diesen Kosten stehen keinerlei Umsätze gegenüber. Die dafür aufgelegten Hilfen sind durchweg ungeeignet. Entweder sind die Zugangsvoraussetzungen zu hoch oder die ausgezahlten Hilfen sind bei Weitem nicht ausreichend. Es geht nicht darum, einem Unternehmer den Wohlstand auf Kosten des Staates zu finanzieren, sondern um den Erhalt eines Wirtschaftszweiges. Eine Firma wie Bruch ist ein mittelständisches Unternehmen und hinter den Investitionen stehen langjährige Finanzierungspläne, gewachsene Geschäftsbeziehungen und jede Menge Personalverantwortung. Den Vergleich mit Flughäfen, Autobauern und Fußballvereinen bin ich an dieser Stelle schon lange leid - aber realistisch betrachtet gehört die ganze Glitzerwelt mit Kirmes und Veranstaltungswirtschaft zu den fünf oder zehn größten Industriezweigen in Europa - ist aber eben bei Weitem nicht so gut organisiert wie andere Branchen.
Mist - ich schweife schon wieder ab... Also nochmal: der Branche fehlt es inzwischen nicht nur an Liquidität, sondern auch an Personal und Perspektive. Darüber zerbrechen über kurz oder lang Existenzen, angefangen von den Unternehmern bis hin zu den Angestellten. Von mir aus hätte der Bruch das sogar noch deutlicher formulieren können - denn scheinbar ist es nicht nur in Berlin, sondern auch in weiten Teilen der Bevölkerung noch immer nicht angekommen, dass es inzwischen Menschen gibt, die ohne Hilfe von Freunden oder Familie nicht mehr wüssten, wie sie Miete oder Einkauf finanzieren sollen.