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Oliver Koscherkewitz
Michael Krah kennt auch das Innenleben von Achterbahnen ganz genau.
Wenn Tüv-Prüfer Michael Krah über einen Kirmesplatz läuft, trifft er lauter alte Bekannte. „Bei diesem Karussell »Disko« habe ich vor zwei Wochen in Italien die Neuabnahme gemacht“, erzählt Krah und zeigt auf eine futuristische Maschine mit halbkreisförmigen Schienen am Rande des Festplatzes. Auch das Innenleben der Achterbahn „Wilde Maus“ und des Riesenrads kennt der Karussell-Fachmann bis hin zu den Sicherungsnadeln.
„Ich habe schon auf fast allen Kontinenten Kirmes-Karussells geprüft“, erzählt der 40-jährige Ingenieur vom Tüv-Nord. „Bis auf Australien.“ Denn das deutsche Tüv-Zertifikat ist auf der ganzen Welt bei den Versicherungen sehr geschätzt. „Außerdem müssen alle ausländischen Schausteller, die zu deutschen Volksfesten kommen, ihre Karussells vom Tüv abnehmen lassen.“ Vor allem aber kennt er die großen
Kirmes-Plätze im Land - in Düsseldorf etwa, in Herne, aber auch in Köln oder Pützchens Markt in Bonn.
Auch das Karussell „Circus Circus“ ist für Krah ein alter Bekannter. Seit seiner Konstruktion im Jahr 1989 wird das Karussell mit seinen chaotisch um die eigene Achse wirbelnden Gondeln einmal im Jahr vom Tüv untersucht. Vier Stunden lang nimmt Krah das Karussell von allen Seiten unter die Lupe. Angefangen von den Prüfbüchern über die Gondeln bis hin zu den Aufhängungen an den vier Schwenkarmen. „Erst mal schaue ich nach möglichen Rissen in den tragenden Teilen, die bei den rasanten
Bewegungen entstehen können“, schildert der Prüfer. Assistiert wird er dabei von den Helfern und Mechanikern des Schaustellers: Sie müssen ständig Verkleidungen abmontieren, damit der Prüfer die Metallkonstruktion der Gondeln sowie die Elektrik- und Hydraulikleitungen genauestens abklopfen kann.
Mal sitzen die Bremsleitungen der Gondeln zu straff, fehlt die Sicherungsnadel für einen Bolzen oder ist eine der rund 15 000 Birnchen, die das Karussell schmücken, kaputt - Krah entgeht keiner der kleinen Defekte, die sofort vom Chefmechaniker behoben werden. Alarm schlägt der Prüfer bei Messungen an einem Lichtmast: Der Mast ist unzureichend geerdet. „Im schlimmsten Fall kann der Mast dann plötzlich unter einer Spannung von 220 Volt stehen“, erläutert Krah - auch dieses Problem wird umgehend beseitigt.
Dann überprüft Krah die Drehzahlbegrenzung des Karussells. „Die wird von manchen Betreibern überbrückt, um das Karussell schneller und vorgeblich interessanter zu machen“, berichtet Krah. Eine der häufigen Ursachen für Unfälle, denn die hohe Geschwindigkeit führt zu höherem Materialverschleiß. „Außerdem werden die Drehzahlen bewusst auf Werte beschränkt, die für die Menschen noch verträglich sind.“
Genau geprüft wird auch die Stabilität und Funktion jedes Sicherungsbügels in den Gondeln. „Zu Unfällen kommt es immer wieder, weil die Menschen aus Panik oder Übermut aufstehen“, weiß der Prüfer. Daher müssen die Bügel so stramm sitzen, dass ein Aufstehen unmöglich ist.
Eine Probefahrt unternimmt Krah aber nicht. „Das muss ich nicht unbedingt haben“, bekennt er seine Abneigung gegen allzu rasante Fahrten. „Zur Not habe ich immer noch ein Prüfgerät, dass mir die Auswirkungen der Maschinen auf den Menschen zeigt“, erläutert der 40-Jährige. Zum Schluss bekommt der Karussellbetreiber den begehrten Stempel - und ruft sofort beim Essener Bauordnungsamt an. Denn dort wird für ein weiteres Jahr die so genannte Ausführungsgenehmigung für „Fliegende Bauten“ erteilt, der amtlichen Bezeichnung für ein Kirmes-Karussell. (dpa)
Wenn Tüv-Prüfer Michael Krah über einen Kirmesplatz läuft, trifft er lauter alte Bekannte. „Bei diesem Karussell »Disko« habe ich vor zwei Wochen in Italien die Neuabnahme gemacht“, erzählt Krah und zeigt auf eine futuristische Maschine mit halbkreisförmigen Schienen am Rande des Festplatzes. Auch das Innenleben der Achterbahn „Wilde Maus“ und des Riesenrads kennt der Karussell-Fachmann bis hin zu den Sicherungsnadeln.
„Ich habe schon auf fast allen Kontinenten Kirmes-Karussells geprüft“, erzählt der 40-jährige Ingenieur vom Tüv-Nord. „Bis auf Australien.“ Denn das deutsche Tüv-Zertifikat ist auf der ganzen Welt bei den Versicherungen sehr geschätzt. „Außerdem müssen alle ausländischen Schausteller, die zu deutschen Volksfesten kommen, ihre Karussells vom Tüv abnehmen lassen.“ Vor allem aber kennt er die großen
Kirmes-Plätze im Land - in Düsseldorf etwa, in Herne, aber auch in Köln oder Pützchens Markt in Bonn.
Auch das Karussell „Circus Circus“ ist für Krah ein alter Bekannter. Seit seiner Konstruktion im Jahr 1989 wird das Karussell mit seinen chaotisch um die eigene Achse wirbelnden Gondeln einmal im Jahr vom Tüv untersucht. Vier Stunden lang nimmt Krah das Karussell von allen Seiten unter die Lupe. Angefangen von den Prüfbüchern über die Gondeln bis hin zu den Aufhängungen an den vier Schwenkarmen. „Erst mal schaue ich nach möglichen Rissen in den tragenden Teilen, die bei den rasanten
Bewegungen entstehen können“, schildert der Prüfer. Assistiert wird er dabei von den Helfern und Mechanikern des Schaustellers: Sie müssen ständig Verkleidungen abmontieren, damit der Prüfer die Metallkonstruktion der Gondeln sowie die Elektrik- und Hydraulikleitungen genauestens abklopfen kann.
Mal sitzen die Bremsleitungen der Gondeln zu straff, fehlt die Sicherungsnadel für einen Bolzen oder ist eine der rund 15 000 Birnchen, die das Karussell schmücken, kaputt - Krah entgeht keiner der kleinen Defekte, die sofort vom Chefmechaniker behoben werden. Alarm schlägt der Prüfer bei Messungen an einem Lichtmast: Der Mast ist unzureichend geerdet. „Im schlimmsten Fall kann der Mast dann plötzlich unter einer Spannung von 220 Volt stehen“, erläutert Krah - auch dieses Problem wird umgehend beseitigt.
Dann überprüft Krah die Drehzahlbegrenzung des Karussells. „Die wird von manchen Betreibern überbrückt, um das Karussell schneller und vorgeblich interessanter zu machen“, berichtet Krah. Eine der häufigen Ursachen für Unfälle, denn die hohe Geschwindigkeit führt zu höherem Materialverschleiß. „Außerdem werden die Drehzahlen bewusst auf Werte beschränkt, die für die Menschen noch verträglich sind.“
Genau geprüft wird auch die Stabilität und Funktion jedes Sicherungsbügels in den Gondeln. „Zu Unfällen kommt es immer wieder, weil die Menschen aus Panik oder Übermut aufstehen“, weiß der Prüfer. Daher müssen die Bügel so stramm sitzen, dass ein Aufstehen unmöglich ist.
Eine Probefahrt unternimmt Krah aber nicht. „Das muss ich nicht unbedingt haben“, bekennt er seine Abneigung gegen allzu rasante Fahrten. „Zur Not habe ich immer noch ein Prüfgerät, dass mir die Auswirkungen der Maschinen auf den Menschen zeigt“, erläutert der 40-Jährige. Zum Schluss bekommt der Karussellbetreiber den begehrten Stempel - und ruft sofort beim Essener Bauordnungsamt an. Denn dort wird für ein weiteres Jahr die so genannte Ausführungsgenehmigung für „Fliegende Bauten“ erteilt, der amtlichen Bezeichnung für ein Kirmes-Karussell. (dpa)