Weihnachtsmärkte setzen Milliarden um

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Oliver Koscherkewitz

Auf den rund 2500 heimischen Weihnachtsmärkten klingen nicht nur die Glocken, es klingeln auch die Kassen. „Die Märkte laufen derzeit sehr gut“, sagt Christoph Jansen vom Deutschen Schaustellerbund über das vorweihnachtliche Treiben. Dort sei die Kundschaft durchaus ausgabefreudig und nicht so zugeknöpft wie in den meisten anderen Konsumbereichen. Für Schausteller und Marktkaufleute seien die Veranstaltungen auf das Jahr gerechnet zur wesentlichen Einnahmequelle geworden.

Das bestätigt eine Studie der zweiten Standesorganisation Bundesverband Deutscher Schausteller und Marktkaufleute (BSM). Bundesweit pilgern demnach 160 Millionen Besucher zu den Märkten. Die Budenbesitzer profitierten von der Kauflaune in diesem Jahr mit geschätzt 1,7 Milliarden Euro Umsatz. Weitere drei Milliarden Euro würden als Nebeneffekt in die Kassen des örtlichen Einzelhandels, der Gaststätten und Hotels fließen.

Während die mobilen Kaufleute immer höhere Platzmieten zahlen müssten, werde der hauptsächliche Reibach von Nutznießern gemacht, die keine Kosten trügen, kritisieren die Betroffenen. Da jedem Marktstellplatz im Bundesschnitt 2,7 Anfragen gegenüberstehen, könne der Verdienst angesichts dieser Relation nicht so schlecht sein, argumentieren dagegen die Kommunen, die wegen ihrer leeren Kassen in den Weihnachtsmärkten eine willkommene Einnahmequelle sehen. Es sei die blanke Not, die Schausteller und Marktkaufleute zur Übernachfrage drängt, kontert Jansen. Denn die weihnachtlichen Buden seien für die zur wärmeren Jahreszeit bei Volksfesten engagierte Branche zu einem existenziellen Standbein geworden.

Im Konkurrenzverband BSM sind bei großen Weihnachtsmärkten für vier Wochen Standmieten von 15 000 bis 20 000 Euro ohne Strom- oder Abfallkosten bekannt. Bei einem angeblichen Durchschnittsumsatz je Marktbude von 25 400 Euro im Jahr 2001 gingen damit die Gewinne rechnerisch zum Teil gegen Null. Das mag ein Grund sein, warum Warentester bisweilen die Nase rümpfen vor allem über das kulinarische Angebot auf den Märkten. Da ist beim Glühwein vom Billigfusel aus Industriekanistern und von anderen Verirrungen die Rede.

„Einzelfälle“, heißt es bei den Branchenverbänden dazu. Schlechte Qualität könne man sich bei überwiegender Stammkundschaft gar nicht leisten. „Allenfalls einige schwarze Schafe“, urteilt auch die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) über derartige Kritikpunkte. Flächendeckende Untersuchungen zur Qualität gibt es allerdings kaum. Ausnahme ist eine Befragung der Fachhochschule Südwestfalen in Hagen, die in Nordrhein-Westfalen große Differenzen zwischen den Märkten festgestellt hat. Von teuer, hektisch und langweilig bis gemütlich und weihnachtlich schwankten die dabei ermittelten Urteile von Verbrauchern. Keinesfalls gerechtfertigt seien Vorwürfe, wonach die Weihnachtsmärkte zu „Fress- und Saufveranstaltungen“ verkommen, betont der BSM.

In seiner Studie „Weihnachtsmärkte als Wirtschaftsfaktor“ kommt das allerdings nur bedingt zum Ausdruck. Auf Basis der Budenzahl werden demnach zwar zu 58 Prozent Geschenke und andere weihnachtliche Artikel angeboten. Nur ein Fünftel seien Glühwein- und Imbissstände. Fragt man aber die Besucher, kommen sie zu knapp 58 Prozent wegen Bratwurst und Glühwein. Nur gut ein Drittel kauft dort nach eigenen Angaben auch Geschenke ein. Aus welchem Grund auch immer, der Besucherstrom hält augenscheinlich auch dieses Jahr an. Überregionale Bedeutung hat neben dem Dresdner Striezelmarkt, der erstmals für 1434 urkundlich belegt ist, vor allem der Nürnberger Christkindlesmarkt. Berlin ist mit rund 50 Weihnachtsmärkten numerisch auch in dieser Kategorie Hauptstadt.

www.weihnachtsmarkt-deutschland.de
 

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