michael.
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Das Ende einer Tradition: Schausteller muss Grundstück an B9 in Worms räumen
Es sieht wüst aus auf dem kleinen Grundstück unterhalb der Bundesstraße 9. Daniel Peter Bauer steht mittendrin und blickt zurück auf die Schaustellertradition seiner Familie. Über 20 Jahre lang hat er hier am Ende der Ludwigstraße gelebt. Nun soll er den Platz räumen. Die Stadt hat den alten Pachtvertrag mit seiner Mutter gekündigt. Obdachlose und Müllsünder sollen das Gelände verwüstet haben.
Alles fing damit an, dass die an Alzheimer und Demenz erkrankte Rosa Bauer im Herbst des vergangenen Jahres von ihrem Wohnsitz in einem Mobilheim und einem Wohnwagen auf dem Gelände in eine betreute Wohneinrichtung zog. „Es ging einfach nicht mehr“, sagt ihr Sohn. Daraufhin wollte Bauer im März die Vereinbarung mit der Stadt auf seinen Namen umschreiben lassen. „Im April habe ich dann den Bescheid gekriegt, dass ich das Gelände bis Ende September räumen muss.“ Das war dann auch der Grund, weshalb Bauer sich daraufhin nicht mehr sonderlich um das Grundstück kümmerte.
Dass dort das Unkraut spross und das Gelände nicht mehr bewohnt aussah, mag wie eine Einladung zum illegalen Müllabladen und für Obdachlose gewesen sein, sich darauf breit zu machen. Was diese aus Mobilheim und Wohnwagen nicht gebrauchen oder verhökern konnten, zerstörten und verwüsteten sie, inklusive der Werkstatt, in der Bauer seiner Tätigkeit als Dekorationsmaler nachging. Bilder der Verwüstung in den Wagen und der Werkstatt zeugen neben leeren Schnapsflaschen und Tütenwein noch von den Gelagen, die hier stattfanden.
Schießstand aufgeben
Als Bauer dann nach zwei Monaten, in denen er mit seinem Schießstand auf Festen in der Umgebung unterwegs war, zurück kam, fand er das Grundstück in desolatem Zustand vor. „Ich habe hier noch einen betrunkenen Mann angetroffen und weggejagt. Er hatte sogar eines meiner Hemden an.“
Der Schausteller verzichtete auf eine Anzeige wegen des entstandenen Schadens. „Das hätte sowieso nichts gebracht.“ Bauer will seinen Beruf, dem die Familie über Generationen hinweg nachging, nun aufgeben. Seinen Schießstand, der bisher immer auf dem Grundstück stand, hat er ein paar Meter weiter an den Straßenrand gezogen. Mit fast 48 Jahren ist er Anfang August mit Hilfe der Verwaltung in eine Wohnung in der Stadt gezogen. „Ich beziehe jetzt Hartz IV und werde mir einen Job suchen“, sagt Bauer.
Vereinbarung mit Mutter war Duldung
Daniel Körbel von der städtischen Pressestelle hat Verständnis für die persönliche Lage des Schaustellers, betont aber, dass es sich bei der Vereinbarung mit dessen Mutter um eine Duldung gehandelt habe: „Wenn diese personenbezogenen Wohnverhältnisse auslaufen, ist in solchen Außenbereichen keine Nutzung mehr möglich.“ Zudem sei es unstrittig, dass umgeben von Schnellstraßen ohne Lärmschutz, fließendes Wasser und Stromversorgung keine Menschen leben könnten. „Wir haben den Pachtvertrag fristgerecht gekündigt und offen mit Herrn Bauer gesprochen“, sagt Körbel. „Wir sehen darin auch eine Chance für ihn, seine persönliche Situation zu verbessern.“ Was die Räumung des Grundstücks angehe, auf deren Notwendigkeit Bauer Anfang des Monats erneut hingewiesen wurde, sei die Stadt zu einem Kompromiss bereit. „Wir finden sicher eine angemessene Lösung.“
Bauer will nun mit der Schaustellerei abschließen. „Ich will das alles hinter mir lassen.“ Von seinem alten Eigentum blieb nichts Brauchbares übrig, 14 Tage vor dem Backfischfest und dem folgenden Bad Dürkheimer Wurstmarkt sei für einen Umzug ohnehin keine Zeit gewesen. Es wird wohl das letzte Mal gewesen sein, dass jemand aus seiner Familie einen Schaustellerwagen auf einem Volksfest aufschlug.
Text und Quelle:
http://www.wormser-zeitung.de/region/worms/meldungen/9549334.htm
Es sieht wüst aus auf dem kleinen Grundstück unterhalb der Bundesstraße 9. Daniel Peter Bauer steht mittendrin und blickt zurück auf die Schaustellertradition seiner Familie. Über 20 Jahre lang hat er hier am Ende der Ludwigstraße gelebt. Nun soll er den Platz räumen. Die Stadt hat den alten Pachtvertrag mit seiner Mutter gekündigt. Obdachlose und Müllsünder sollen das Gelände verwüstet haben.
Alles fing damit an, dass die an Alzheimer und Demenz erkrankte Rosa Bauer im Herbst des vergangenen Jahres von ihrem Wohnsitz in einem Mobilheim und einem Wohnwagen auf dem Gelände in eine betreute Wohneinrichtung zog. „Es ging einfach nicht mehr“, sagt ihr Sohn. Daraufhin wollte Bauer im März die Vereinbarung mit der Stadt auf seinen Namen umschreiben lassen. „Im April habe ich dann den Bescheid gekriegt, dass ich das Gelände bis Ende September räumen muss.“ Das war dann auch der Grund, weshalb Bauer sich daraufhin nicht mehr sonderlich um das Grundstück kümmerte.
Dass dort das Unkraut spross und das Gelände nicht mehr bewohnt aussah, mag wie eine Einladung zum illegalen Müllabladen und für Obdachlose gewesen sein, sich darauf breit zu machen. Was diese aus Mobilheim und Wohnwagen nicht gebrauchen oder verhökern konnten, zerstörten und verwüsteten sie, inklusive der Werkstatt, in der Bauer seiner Tätigkeit als Dekorationsmaler nachging. Bilder der Verwüstung in den Wagen und der Werkstatt zeugen neben leeren Schnapsflaschen und Tütenwein noch von den Gelagen, die hier stattfanden.
Schießstand aufgeben
Als Bauer dann nach zwei Monaten, in denen er mit seinem Schießstand auf Festen in der Umgebung unterwegs war, zurück kam, fand er das Grundstück in desolatem Zustand vor. „Ich habe hier noch einen betrunkenen Mann angetroffen und weggejagt. Er hatte sogar eines meiner Hemden an.“
Der Schausteller verzichtete auf eine Anzeige wegen des entstandenen Schadens. „Das hätte sowieso nichts gebracht.“ Bauer will seinen Beruf, dem die Familie über Generationen hinweg nachging, nun aufgeben. Seinen Schießstand, der bisher immer auf dem Grundstück stand, hat er ein paar Meter weiter an den Straßenrand gezogen. Mit fast 48 Jahren ist er Anfang August mit Hilfe der Verwaltung in eine Wohnung in der Stadt gezogen. „Ich beziehe jetzt Hartz IV und werde mir einen Job suchen“, sagt Bauer.
Vereinbarung mit Mutter war Duldung
Daniel Körbel von der städtischen Pressestelle hat Verständnis für die persönliche Lage des Schaustellers, betont aber, dass es sich bei der Vereinbarung mit dessen Mutter um eine Duldung gehandelt habe: „Wenn diese personenbezogenen Wohnverhältnisse auslaufen, ist in solchen Außenbereichen keine Nutzung mehr möglich.“ Zudem sei es unstrittig, dass umgeben von Schnellstraßen ohne Lärmschutz, fließendes Wasser und Stromversorgung keine Menschen leben könnten. „Wir haben den Pachtvertrag fristgerecht gekündigt und offen mit Herrn Bauer gesprochen“, sagt Körbel. „Wir sehen darin auch eine Chance für ihn, seine persönliche Situation zu verbessern.“ Was die Räumung des Grundstücks angehe, auf deren Notwendigkeit Bauer Anfang des Monats erneut hingewiesen wurde, sei die Stadt zu einem Kompromiss bereit. „Wir finden sicher eine angemessene Lösung.“
Bauer will nun mit der Schaustellerei abschließen. „Ich will das alles hinter mir lassen.“ Von seinem alten Eigentum blieb nichts Brauchbares übrig, 14 Tage vor dem Backfischfest und dem folgenden Bad Dürkheimer Wurstmarkt sei für einen Umzug ohnehin keine Zeit gewesen. Es wird wohl das letzte Mal gewesen sein, dass jemand aus seiner Familie einen Schaustellerwagen auf einem Volksfest aufschlug.
Text und Quelle:
http://www.wormser-zeitung.de/region/worms/meldungen/9549334.htm