Firmengeschichte DIETZ-Fahrzeugbau

Marc Paßlack

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(C) bei mir.

Habe den Artikel vor Jahren mal bei Herrn Dietz für ein Printmedium in den heiligen Werks- bzw. Bürohallen recherchiert,

[SIZE=14pt]Teil 1 - Kindersportkarussells[/SIZE]

Irgendeines findet man immer irgendwo auf einer der unzähligen Veranstaltungen im ganzen Bundesgebiet. Die Rede ist von den Geschäften der Dietz. Unverkennbar in Ihrer Machart erkennt man sofort, welches Geschäft – egal ob Kinderkarussell, Laufgeschäft oder Warenausspielung – seine Geburtswiege im hessischen Schwalmstadt hat.
In einer fünfteiligen Serie soll dieses doch eher kleine mittelständische Unternehmen vorgestellt werden, das auf ein beachtliches Lebenswerk zurückblicken kann und das um die 50 Mitarbeiter beschäftigt. Beginnen wollen wir mit der Sparte der Kinderkarussell, die wohl schlechthin als das Aushängeschild der Fa. Dietz zu bezeichnen sind.

2003 feierte das Unternehmen sein 75-jähriges Firmenjubiläum. Angefangen hatte alles 1928, als sich der 1906 geborene Firmengründer Willi Dietz sen. mit einer eigenen Stellmacherei, sprich Wagenbauerei, selbstständig machte. Damals noch mehr als heute war die Region um Schwalmstadt von der Landwirtschaft geprägt und so fertigte die Firma anfangs nur landwirtschaftliche Nutzanhänger.
Nach dem 2. Weltkrieg fand ein Schausteller namens Schmidt bei Dietz ein Quartier und ließ sich prompt von diesem auch direkt einen Wagen bauen. Dieser erste Auftrag für das Reisegewerbe überzeugte derart, daß schnell weitere Aufträge für Wohn-, Pack- und Verkaufswagen von Schaustellern, vornehmlich aus dem Giessener, dann aus dem ganzen hessischen Raum, eingingen.

1950 begann Willi Dietz jun. ebenfalls eine Lehre als Stellmacher und erwarb 1960 seinen Meistertitel. Fortan war er im väterlichen Betrieb mit tätig.

1968 trat der Frankfurter Schausteller Emil Schickler mit einer richtungsweisenden Idee an Dietz heran. Seine Vorstellung war es, ein Kinderkarussell zu bauen, daß kompakt in einem (Mittelbau-)Wagen verladen ist und den Auf- und Abbau so um ein vielfaches vereinfacht. Das Dach wie auch das Podium wurden mittels Drahtseilen und Umlenkrollen ausgeklappt, die Front verblieb zusammengeklappt an den Dachteilen. Die Kasse war fester Bestandteil des Mittelbau und lag über der Lenkachse, während die hintere Achse beim Aufbau entfernt wurde, um ein ebenes Podium zu erreichen. Der Prototyp sorgte in seinem Premierenjahr 1969 sicher für Staunen und Bewunderung. Der Teller, an und auf dem die Besatzungsteile montiert waren, hatte zunächst einen Durchmesser von 4,40 m. An ihm blieben während des Transportes die meisten Besatzungsteile befestigt. Der Teller selber war dreigeteilt, wobei wie hinlänglich bekannt, die Seitenteile zusammen mit dem Podium angeklappt wurden. 1976 erhielt die Firma Weber aus Herford das erste Karussell mit einem Drehtellerdurchmesser von 5,30 m, das heute unter der Firma Berger aus Kassel läuft. Dieses Geschäft war insgesamt um 1m länger als die bisherigen Modelle.

1990 löste die sogenannte Baureihe 2 die Baureihe 1 ab. Die berühmten Kindersportkarussells gab es fortan in den Größen 6,5m, 7,5m und 10,5 m. Bei der neuen Baureihe war der Innenraum und somit das Dach zum einen höher, zum anderen wurden nun Podium und Dach mittels Hydraulik aus- und eingeklappt.

1983 erhielt die Firma Willführ die erste Schleife von Dietz, den „Nürburgring“, der nun unter der Firma Schäfer aus Walsrode reist. Sie hatte eine Länge von 12,5m, die Idee hierzu übernahm man allerdings von spanischen Herstellern. 1990 erhielt die Firma Thomas Weber aus Herford die erste 15m-Schleife.

1987 erschien die erste kleine Bodenmühle, die einen Durchmesser von 4,5m hat. Der Prototyp verfügte über keine Front und nur eine einfache Ausfertigung. Nichts desto trotz verließen bis heute weit über 100 dieser kompakten wie modernen – und somit für alle Veranstaltungen günstig zu plazierenden – Kinderkarussells die Dietzschen Werkshallen.

1988 erhielt die Produktpalette erneut Zuwachs in Form der Kinderhügel, quasi jenem Zwitterwesen zwischen Sportkarussell und Schleife. Die Idee, die ebenfalls auf einer aus Spanien kommenden Grundidee basierte, kam von Willi Dietz jun., das erste Modell erhielt der Oldenburger Schausteller Mondorf. Mit Ausnahme des „Euro-Car“ der Fa. Sottile aus Mainz, verfügen alle Kinderhügel über ein Dach, das in bekannter Dietz-Manier zusammen mit den Podien zusammengeklappt wird. Besonders liebe- wie auch phantasievoll ist bei allen Modellen die Fahrt über den hinteren Hügel gestaltet, der meist die Form einer Brücke vorweist und szenisch mit entsprechenden Wasserspielen wie kleinen Bächen oder Wasserfällen versehen ist. Der Mittelbau dieser Kinderhügel ist als großer Tandemhänger konzipiert.

1997 folgte mit den Variokarussells das letzte Modell in der Rubrik Kindersportkarussells. Die Idee hierzu lieferte kein Schausteller sondern ein privater Geschäftsmann. Mit einem Durchmesser von 2,5m und einem Anschluß von 220 Volt, bietet es Platz für meist ein bis zwei kleine Autos und einige Tiere. Insgesamt wurden 16 dieser Karussells auf einem einachsigen Mittelbau gefertigt, das in der Regel kein Kassenhäuschen hat sondern nur über ein kleines Pult mit Fahrsteuerung verfügt. Der Clou hierbei ist, daß die Besatzungsteile gegen Kettenstühle ausgetauscht werden können und das ganze dann als Kettenkarussell betrieben werden kann.

da Bild ist nicht she groß, zeigt aber das erste KiKa das an Schickler ausgeliefert wurde.
 

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Wenn jemand Fotos alter Dietz-KiKa´s hat, wäre cool sie hier mit einzustellen. (Egal ob sie noch reisen oder nicht mehr)
 
popcornmassaker schrieb:
Wenn jemand Fotos alter Dietz-KiKa´s hat, wäre cool sie hier mit einzustellen. (Egal ob sie noch reisen oder nicht mehr)
Besitzerangaben wären natürlich auch nicht uncool :good_mini:
 
Fa. Osthold, Bonn
Fa. Brehm, Bad Hersfeld (oder Fa. Walldorf, Giessen?)
Fa. Hauck-Hary, Saarbrücken (3x)
 

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Vorarbeiter schrieb:
Das Karussell der Firma Walldorf müsste heute unter der Firma Müller aus Koblenz reisen
Walldorf hatte 2 Dietz-Kikas,

Habe aber gerade den Geistesblitz, daß das oben von Berger aus Kassel ist (sorry für die anfängliche Irritation). War mir nur vorhin nicht sicher, weil der Kinderhügel von Walldorf auch auf dem Platz steht und Brehm dort auch schon mal stand, kann sein, daß dieses aber nur im Frühjahr.
 
[SIZE=14pt]Teil 2 – Kinderfahrgeschäfte[/SIZE]

Die Kindersportkarussells gab es meist in der themenbezogen Ausfertigung „1001 Nacht“ oder „Märchen“, die sich in den Frontgestaltungen widerspiegelten. Vereinzelt aber traf man auch Motive wie Dschungel oder Motorsport. Ganz besondere Akzente setzte zu Beginn dieses Jahrtausend die bayrische Firma Reil mit ihrem plastischen Märchenschloß. Während im Außenbereich der Zug über eine kleine buckelähnliche kreisrunde Strecke unter vier Torbögen hindurch verläuft, befindet sich im Zentrum des Karussells auch hier ein Teller mit Besatzungsteilen, der jedoch entgegengesetzt zu der Richtung des Außenzuges rotiert. Auch äußerlich gleicht dieses Geschäft wie erwähnt einem Schloß mit vielen kleinen dreidimensionalen Türmchen auf dem Dach bzw. an der Front. Getoppt wurde dieses Geschäft nur noch von „Käpt´n Reika“ des gleichen Betreibers, das komplett im Piratenstil aufwartet und zudem noch über ein großes Lauflabyrinth auf dem Dach verfügt.

Eine weitere Abwandlung der Kindersportkarussells bot die „Bootsfahrt“, die Dietz 1986 für die Firma Henn entwickelte und bei der die meist bootsförmigen Besatzungsteile in einem leicht wellenförmigen Schienenverbund schipperten, während auch hier das Zentrum von Wasserspielen und passenden Deko-Elementen ausgeschmückt wurde. 1995 erhielt Henn eine neue, größere Bootsfahrt aus Schwalmstadt. Der Erstling reist seitdem unter der Firma Müller aus Berlin. Trotz seiner üblichen Liebe zum Detail und unvergleichlicher Aufmachung blieb es jedoch bei diesen beiden Wasserkarussells.

Ein anderer Verkaufsschlager ging indes im Jahr 1983 an den Start. Die Rede ist von den kleinen 12 teiligen Kinderkettenfliegern auf einem kleinen Tandemachser. Das Karussell verfügt zumeist über kein richtiges Podium außer dem, auf dem es gerade gebaut wurde, will heißen Aspahlt, Schotter oder einfach nur Gras des jeweiligen Platzes. Die Zugdeichsel wird beim Abbau demontiert, das zerlegbare Kassenhäuschen wird ebenfalls auf dem Mittelbau verladen.
1995 baute Dietz auf Anregung von Max Kutschenbauer einen völlig neuen Typ von Kinderkettenkarussell, nämlich die bekannten kleinen Abbilder der großen Taumler bzw. Wellenfliegern mit barocker Aufmachung. Weitere Modelle dieses Geschäfts wurden in der Folgezeit u.a. an die Firmen Göbel, Schäfer, Stoner, Schneider und Benna ausgeliefert.

2004 sorgte Dietz dann noch einmal für Furore mit einer weiteren Novität in der Sparte Kindergeschäfte. Für den Frankfurter Schausteller Feuerstein wurde die erste Kindereisenbahn in Schwalmstadt gebaut.

Anfangs wurden sämtliche Besatzungsteile bei Herstellern in Belgien und Italien bezogen. Seit Mitte der 80er Jahre werden diese alle ausschließlich bei Dietz selber gefertigt. Nicht nur daß die Formen der Fahrzeuge immer am Puls der Zeit bleiben, wie etwa edle Formel-1-Boliden oder hypermoderne Feuerwehrfahrzeuge, auch themenbezogen Besatzungsteile entstanden nach und nach, wie etwa die fliegenden Teppiche an den Karussells aus „1001 Nacht“ oder Rentiergespanne und fliegende Schlitten zu Weihnachten, die die herkömmlichen Raketenpreßluftflieger im Karussellzentrum ablösten.

Genauso innovativ war auch das erste Besatzungsteil, daß sich im Handumdrehen behindertengerecht umbauen läßt, um einem Rollstuhl Platz zu bieten, und auf Bröcklings „Tinys Zeitreise“ zu finden ist, sowie jüngst der Truck mit Sattelschlepper und darauf befindlichem Gabelstapler.

Insgesamt dreh(t)en seit dem ersten Karussell von Schickler Ende der 60er Jahre bis heute an die 400 (!!!) Kindergeschäfte in Europa ihre Runden, was schon eine beträchtliche Menge ist, die restlichen in den nächsten Folgen noch vorgestellten Geschäfte noch nicht mitgezählt. Die Bauzeit für eine Schleife dauert in der Regel 4-5 Monate, für ein Kindersportkarussell beträgt sie indes 3-4 Monate.
 
Hiermal ein paar Bilder:

Kindersport-Karussel Zimmermann aus Ludwigshafen Rhein

Anhang anzeigen 209627


Hiermal noch das angesprochene Kindergeschäft Käpt' n Reika und die Bootsfahrt Henn.


Käpt' n Reika - Kinderschleife und Erlebniswelt(1.Stock) - Henn aus Kaiserslautern


Anhang anzeigen 209635

Die lustige Seefahrt der Familie Henn aus Kaiserslautern

Anhang anzeigen 209643

Mfg Dss
 

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Dss schrieb:
Bitte schön!


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Mfg Dss
Also das obere Karussel ist so weit ich weiß ein "Strempel-Karussel" auch wen "Dietz-Fahrzeuge" drauf sind .
 
roces schrieb:
Also das obere Karussel ist so weit ich weiß ein "Strempel-Karussel" auch wen "Dietz-Fahrzeuge" drauf sind .
No
pe ;-) muss dich enttäuschen ist ein dietz Geschäft. Frage aber gern morgen nochmal nach ;-)

Mfg dss
 
Also wenn es ein Dietz wäre, wären da aber verdammt viele Irosa Fahrzeuge drauf. Und sieht auch so sehr nach Strempel aus, die Ampel ist typisch Strempel, der Stern im Dach ebenfalls
 
Latscho2012 schrieb:
100% Strempel, das Nachfragen kannste dir sparen!
Soso kann Ich mir sparen, komisch das Hr.Zimmermann mir gerade etwas anderes erzählte...

Zitat Hr.Zimmermann " es ist eine Dietz schaut euch mal die Strempel an!!
 
Dann frag mal Herrn Jockers dem das Geschäft gehört und nicht Herrn Zimmermann *kopfschüttel*
 

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