Hier mal ein Zeitungsartikel der Rheinpfalz den ich 2006 mir abgespeichert habe. Dort stand auch daß der Schaltkasten wohl durch einen Unfall beschädigt wurde, was scheinbar nicht der Fall war. (gottseidank)
"Ein letzter Versuch, das Fahrgeschäft mit einem Neuwert von etwa 700.000 € von den russischen Behörden loszuweisen, ist unlängst gescheitert. Adolf Landgrebe:"Die Hoffnung stirbt zuletzt. Jetzt ist sie gestorben." Dabei schien die Russland-Tournee von insgesamt zehn deutschen Schaustellern im Jahr 2003 zunächst erfolgversprechend. Sie hatten sich ein Jahr zuvor auf ein Inserat einer branchenbekannten Firma in der Verbandszeitung "Komet" zusammengefunden und Verträge unterschrieben, wonach sie von Mai bis September zur dortigen 300-Jahr Feier in St. Petersburg gastieren sollten. Daraufhin gingen die Messebetriebe, darunter der "Star-Flight", Pferdekarussell und ein Autoscooter, auf die Reise in die Stadt an der Neva.
Alsbald kam es dort zu einer ersten Enttäuschung. Statt, wie zugesagt, im Mai kamen die Geschäfte erst Ende August zum Einsatz, weil, so Landgrebe, der russische Zoll ständig neue Forderungen gestellt hatte. Ob dies damit zusammenhing, dass die Gerätschaften bei der Einfuhr möglicher weise mit einem niedrigeren Wert deklariert worden waren, darüber kann nur spekuliert werden.
Über den vereinbarten Zeitraum hinaus durften die Schausteller aber auch nicht spielen, weil die Papiere nicht verlängert worden waren. Am Ende beschlagnahmte der russische Zoll die Messebetriebe und stellte sie später auf einem privaten Gelände ab. Die Versuche der deutschen Schausteller, Ausfuhr Genehmigungen für ihr Eigentum zu erlangen, scheiterten immer wieder. Obwohl dabei viel Geld geflossen sei, wie Adolf Landgrebe versichert. Die Rede ist von einmal 30.000 bis 35.000, ein andermal von 60.000 Dollar, für die der Vermittler die notwendigen Papiere habe besorgen wollen. Landgrebe:"Es wurde alles bezahlt, aber passiert ist nichts." Im Mai dieses Jahres starteten ach der Schausteller einen neuen Versuch, ihr Eigentum wiederzubekommen. Nicht zuletzt, weil sie prominente Unterstützung erhalten hatten. Der ehemalige Speyerer Beigeordnete und Russland-Kenner Roland Kern und die frühere Bundestagsabgeordnete Birgit Roth hatten vom Unglück der Schausteller erfahren und beschlossen, über ihre Beziehungen vielleicht doch noch eine akeptable Lösung zu erreichen.
Es wurde beschlossen, eine Delegation nach St. Petersburg zu schicken, die ermitteln sollte, welche Messegeschäfte wo und in welchem Zustand zu finden und zu welchem Preis sie auszulösen seien. Was die Schausteller Bernd Tolisch, Adolf Landgrebe, der Bundesgeschäftsführer des Schaustellerverbandes Helmut Gels und Roland Kern auf der Suche nach den zurückgehaltenen Gerätschaften zu Gesicht bekamen, war ihren Angaben zufolge "sehr ernüchternd", das Ergebnis "ziemlich niederschmetternd" (Gels).
Ein Teil der Fahrzeuge auf dem Lagergelände, zu dem der Zutritt trotz vorheriger Genehmigung zunächst hartnäckig verhindert worden war, wies nicht unwesentliche Unfallschäden auf. Beim Fahrgeschäft Tolisch war beispielsweise das Aggregat mit der Elektronik durch einen Unfall wertlos geworden. Die anderen Fahrzeuge wiesen witterungsbedingte Verschleißerscheinungen auf.
Fündig wurden die Fahnder auch auf einem der St. Petersburger Vergnügungsparks. Dort entdeckten sie den Kassenwagen des Messeuternehmens Schneider, einen Anhänger mit Fahrgeschäft Elektronik der Firma Weber und das teilweise aufgebaute Fahrgeschäft der Familie Landgrebe. Der Parkinhaber erklärte ungerührt, er habe die Geräte aus einer Zollbeschlagnahme erworben.
Helmut Gels:" Die Fahrzeuge auf diesem Gelände befanden sich in einen zum Teil stark verwahrlosten Zustand. Auch die von uns näher besichtigen Fahrzeuge der Familie Landgrebe machten klar, dass viele Wertgegenstände vor dem Verkauf bereits entwendet worden waren und insgesamt das Material sowohl durch die Witterung als auch durch die Behandlung vor Ort in Mitleidenschaft gezogen worden war." Der Wormser Geschäftsmann:"Mir hat das Herz geblutet." Völlig vor den Kopf gestoßen aber fühlten sich die Delegationsteilnehmer, als sie von den Russen mit den finanziellen Forderungen für Beschlagnahme sowie Lagerung der Geräte und Fahrgeschäfte konfrontiert wurden. Die dafür ursprünglich veranschlagten 230.000 Dollar waren zwar zunächst auf 114.000 und später auf 60.000 Dollar gekürzt worden, dazu sollten aber noch einmal Lagerungskosten für die letzten neun Monate kommen. Als Forderungsbetrag wurde dann 90.000 Dollar genannt und für nicht mehr verhandelbar erklärt. Die deutsche Seite wollte in Anbetracht des miserablen Zustandes der Messegüter maximal 20.000 bis 30.000 Dollar zahlen, womit das Gespräch geplatzt war. "Trinken Sie Ihren Tee aus und gehen Sie", zeigten sich die Gastgeber unnachgiebig.
Es zeichnet sich folgendes Endergebnis ab: Ein Großteil der beteiligten Schausteller ist ruiniert. Auch Christine und Adolf Landgrebe stehen vor dem Nichts. Ihnen ist es lediglich gelungen, ihren Wohnwagen "rauszukriegen". Rechtsanwalt Helmut Gels verweist gegenüber der Rheinpfalz auf Ermittlungen durch den Staatsanwalt, inwieweit rechtliche Abmachungen durch Vertragspartner eingehalten wurden und rät den Geschädigten, Ihre Ansprüche zivilrechtlich zu verfolgen. Und Roland Kern ist enttäuscht ("Dies ist das Schlußkapitel"), aber dennoch nicht ohne Zuversicht: "Nach der Katastrophe wird es auch irgendwie wieder weiter gehen."
Quelle @ Rheinpfalz vom Donnerstag 10. August 2006